"Neue Klamotten für den Geist"

Disclaimer: Alles auf dieser Homepage ist frei erfunden und ein HumorHirnGespinst der AutorInnen:

Mein Name ist Nora. Ich bin auch aus Österreich. Ich bin zwar so wie Max auch eine Agnostikerin aber mein Lebenstil entspricht nicht dem Muster einer Aufsichtsratsvorsitzenden. Eher würde es derzeit das Berufsbild Streetworker beschreiben. Mein Arbeitsplatz ist ein fester Aufenthaltsraum, der einen Treffpunkt für viele Leute darstellt die was einkaufen wollen. Ich wollte immer etwas machen, wo ich mich verwirklichen kann. Arbeiten bei denen ich flexibel sein kann. Ich wollte nie an einem Schreibtisch arbeiten und Däumchen drehen stattdessen stehe ich jetzt im Einzelhandel. Ich bin in meinem Beruf glücklich. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Leute mir persönlich schlecht gesinnt sind, doch ist es wie der Name schon sagt die Front in der Wirtschaft. Einzelhandel bedeutet ja auch gewissermassen man muss mit jedem einzeln verhandeln. Naja Verhandelt wird in Österreich im Gegensatz zu den Märkten zwar nichts mehr aber trotzdem bringt jeder seine eigene Energieform ins Geschäft. Man hört ja immer wieder die Gewalt ist in den letzten Jahren dramatisch angestiegen. Ich kann diese Ansicht jedoch nicht teilen. Aus meiner Sicht werden die Menschen nur ungeduldiger obwohl heutzutage eigentlich fast alles schneller funktioniert als vor 10 Jahren. Mittlerweile muss man die Fertigpizza um 2 Minuten kürzer backen als noch vor 10 Jahren geschweige den das bei den neuen Geräten das Backrohr schon um 2 Minuten vorher vorgeheizt ist. Trotzdem kommt es mir vor sind die Menschen ungeduldiger. Ich stelle ja den Kontakt zu den Kunden immer selber her, indem ich sie je nach Tageszeit aktiv anspreche. Guten Morgen - Guten Tag - Guten Abend! Durch diesen regelmäßigen wenn auch sehr kurzen Austausch mit den Kunden konnte ich viel Erfahrung sammeln. Es ist wirklich spannend. Vor allem auch die unterschiedlichen Einkaufsstile der Kunden. Es gibt in meinem Geschäft einen billigen Bereich und einen teuren Bereich. Natürlich für den Mittelstand gibt es auch einen Preis dazwischen. Es ist richtig harte Arbeit diese Segmente immer wieder neu anzuordnen. Das ist aber ein spezielles Kundenservice den dadurch sorgen wir dafür dass der Hyppocampus unserer Kunden gesund bleibt. Bei der Einspeicherung neuer Inhalte spielt der Hippocampus eine entscheidende Rolle und es ist für unser Hirn extrem wichtig, dass wir diesen trainieren. Würden die Produkte immer am gleichen Ort so würden unsere Kunden tendenziell schneller dement werden. Wenn ihr mir nicht glaubt recherchiert mal, aber das stimmt. Auch die Hypophyse ist ein extrem kleines aber wichtiges Organ. Ja und verhaltenstherapeuthisch haben wir auch einiges drauf - so haben wir unsere Kunden auch mittlerweile so konditioniert, dass es an der Kassa die Belohnung gibt, sodass eigentlich nur mehr eine Minderheit ohne zahlen den Einzelhandel verlässt. Da gibt es was Süsses, Schnäppschen, Blumen bzw. diejenigen die nichts im Belohnungsregal einkaufen bekommen nach dem Bezahlvorgang Pickerl oder Rabattmarken. Aber eigentlich gehorcht alles der Seele. Auch die Organe gehorchen der Seele - hören sie die Stimme der gesunden Seele - sind sie gesund - hören sie die Stimme der kranken Seele sind sie krank. Meine jahrelange Erfahrung zeigte mir, dass diese schnellen Impulse an der Kassa - ein schnelles Schnäppschen oder eine Kleinigkeit Süsses meist etwas seelisches verdeckt. Ich war in jungen Jahren mal Ferialpraktikantin in einem Büro. Zu dieser Zeit schmeckte mir kein Kaffee. Ich dachte mir warum trinken die Erwachsenen nur immer wieder Kaffee. Was finden sie daran? Ein junger Mann klärte mich eines Tages auf. Er sagte mir, dass er der Meinung ist, dass die meisten das Wort Kaffee trinken nur als Schlagwort für Pause verwenden. Auch ihm schmeckte der Kaffee garnicht, aber es war besser mit seinen Chef einen Kaffee zu trinken als das der Chef im Arbeit austeilte. Mittlerweile habe ich die selbe Erfahrung mit dem Rauchen gemacht. Nein ich rauche nicht. Aber sie müssen wissen als "Einzelhandelsfachkraft" hat man schon viele Aufgaben. Einmal fragte mich ein Kunde, ob ich ihm helfen könnte mit dem Rauchen aufzuhören. Ich fragte ihm, warum er eigentlich raucht. Er meine aus Langeweile. Das fand ich zwar echt schräg - aber so eine Achtsamkeit und Selbstreflektion die dieser Kunde an den Tag legte - ich war beeindruckt. Na dann such dir ein Hobby antwortete ich. Darauf antwortete er, dass er ein Hobby hatte. Er spielte sehr gerne, besser gesagt er war Spielsüchtig. Darum ging er in Therapie, leider hat er während der Therapie mit dem Rauchen angefangen. Er ist jetzt zwar nicht mehr Spielsüchtig dafür aber Nikotinsüchtig. Ich fand die Story irgendwie witzig und sagte die kannst extrem stolz sein. Kennst du nicht, dass Märchen Hans im Glück. Du musst jetzt nur mehr den Stein im Fluss versenken. Er schaute mich verdutzt an. Naja du kannst super die eine Sucht gegen eine andere austauschen - so wie Hans im Glück. Hanst hatte einen kopfgroßen Klumpen Gold. Dieser war ihm eigentlich zu schwer und er wollte diesen ja eigentlich nicht tragen - aber wer verzichtet schon auf einen großen Klumpen Gold. Deswegen hat er getauscht, bis er endlich den Stein im Fluss versenkte. Dann war er glücklich. Darauf fragte mich der Kunde ob wir auch solche Steine verkaufen. Leider nein antwortete ich. Daraufhin griff der Kunde in die Seelentheke und kaufte sich ein Schnäpschen. Ob dass ein guter Tausch für ihn war würde mich brennend interessieren. Also falls sie diese Person kennen bzw. sie selbst sind würde es mich sehr interessieren wie die Geschichte weiterging. Wieder ein anderer Kunde kam eigentlich nur zum "Sightseeing". Er kaufte nie etwas. Er war auch etwas ungepflegt und er wechselte selten die Kleidung. Eigentlich kam er aber nur im Winter. Um es auf den Punkt zu bringen kam er eigentlich nur zum Aufwärmen in den Einzelhandel. Ich habe ihn aber schon sehr lange nicht mehr gesehen. Eine 2G Regel würde ihn vermutlich im Winter sehr kalt treffen. Ein anderer Kunde wiederum erzähle mir stundenlang über seine workouts. Eigentlich war das sehr interessant für mich und ich lernte diesbzgl. viel dazu. Ich wusste nur nicht genau - warum er es ausgerechnet mir erzählte. Interessant sind auch meinen Kollegen – ein Exkollege beispielsweise fuhr nach Dienstsschluss zum Beispiel jeden Tag 60 Minuten mit dem Ergometer (Hometrainer). Ich fragte ihn eines Tages ob ihm dass wirklich Spass macht. Kurz gesagt was daran schön ist – er sagte er verlängert damit sein Leben – ich schaute ihn verstutzt an – den immerhin verkürzt er jeden Tag sein Leben um 60 Minuten – (die 60 Minuten am Hometrainer könnte er ja weit angenehmer verbringen und wie man so schön sagt mit Achtsamkeit im hier und jetzt verbringen. Offenstichtlich merkte er was ich mir dachte und ich bekam daher ein schlechtes Gewissen. Hat warhscheinlich mit den Spiegelneuronen (Empathie, usw.) zu tun. Deswegen erwiderte ich schnell und prompt, schau ich tue ja auch jeden Tag was für meine Gesundheit – ich trinke immer nur ein Achtel Rotwein normalerweise würde ich ein Viertel trinken aber für meine Gesundheit trinke ich nur die Hälfte.